Der Arbeitsmarkt hat in den letzten Jahren viele Veränderungen erlebt, zuerst durch die Pandemie und jetzt durch eine weltweite politische Krise sowie eine drohende wirtschaftliche Rezession. Was ist der neueste Trend, der sich daraus ergibt? Das sogenannte Career Cushioning.
Ist es nur ein weiteres Modewort, das auf LinkedIn die Runde gemacht hat? Oder handelt es sich um einen neuen Trend am Arbeitsplatz, den Sie kennen und ernst nehmen sollten?
Von der
Great Resignation über den
Great Return bis hin zu
Quiet Quitting – wird Career Cushioning der nächste Trend sein, der die Arbeitswelt prägt?
Sollten Sie besorgt sein?
Und wenn ja, was müssen Sie als Arbeitgeber oder Teamleiter:in über Career Cushioning wissen, damit Sie auf das, was kommen könnte, vorbereitet sind?
Das erfahren Sie in dieser kurzen Einführung über den neuesten Trend am Arbeitsplatz!
Was ist Career Cushioning?
Beim Career Cushioning (auf Deutsch: Karriere abfedern) geht es darum, präventiv einen Notfallplan für den Fall zu erstellen, dass die Zukunft Ihres Arbeitsplatzes in Gefahr ist. Das Wort kommt vom englischen Verb „cushioning“: Einen Rückschlag abfedern.
Cushioning ist schon seit einiger Zeit ein Begriff aus der Welt der Partnersuche, der sich darauf bezieht, sich romantische Optionen offen zu halten, falls eine Beziehung nicht klappt. Jetzt hat der Begriff auch Einzug in die Terminologie der Arbeitswelt gefunden.
Kurz gesagt: Wenn ein Mitarbeiter:innen Career Cushioning betreibt, bedeutet dies in der Regel, dass sie bereits (aktiv) über ihren nächsten Karriereschritt nachdenken, auch wenn sie noch nicht bereit sind, ihre aktuelle Stelle zu verlassen.
Es ist wie ein Sicherheitsnetz für den Fall, dass die aktuelle Beschäftigung aus dem einen oder anderen Grund – sei es eine unerwünschte Umstrukturierung oder eine drohende Entlassung – durch die Maschen fällt.
Career Cushioning bedeutet nicht, dass die Mitarbeiter:innen bereit sind (oder beabsichtigen), Ihr Unternehmen zu verlassen. Es bedeutet nur, dass sie einen Plan für den Fall haben möchten, dass ihr aktueller Job nicht funktioniert.
Beachten Sie, dass
dieser Notfallplan nicht immer ein neuer Job sein muss.
Career Cushioning kann beispielsweise auch bedeuten, dass man eine freiberufliche Tätigkeit oder ein Nebenprojekt aufnimmt, um etwas Geld dazuzuverdienen. Außerdem könnte ein:e Mitarbeiter:in damit beginnen, sich außerhalb der Arbeitszeiten
weiterzubilden, um neue Fähigkeiten und Erfahrungen zu erwerben.
Im letzteren Fall kann Career Cushioning sogar für Sie als Manager:in oder Arbeitgeber von Vorteil sein. Auf weitere Vorteile (und Nachteile) werden wir gleich noch eingehen.
Warum hat Career Cushioning an Popularität gewonnen?
Career Cushioning hat in den letzten Jahren aufgrund einer Reihe von Faktoren an Popularität gewonnen. Zu den Gründen für diese veränderte Einstellung gehören:
- Erhöhte wirtschaftliche Ungewissheit: In einem zunehmend unbeständigen Arbeitsmarkt mit weit verbreiteten Entlassungen und einer drohenden Rezession ist es klug, einen Plan B zu haben, falls die Dinge nicht so laufen wie erwartet.
- Veränderungen in der Art der Arbeit: Viele Menschen arbeiten heute in Jobs der Gig-Economy oder als Freelancer:in, die weniger beständig sein können als traditionelle Arbeitsverhältnisse. Der Aufbau eines „Career Cushioning“-Plans kann helfen, eine gewisse Sicherheit für diese Art von Arbeit zu schaffen.
- Der Wunsch nach mehr Kontrolle über die eigene Karriere: Career Cushioning ermöglicht es den Menschen, mehr Kontrolle über ihr Berufsleben zu erlangen und ihre Karriereentwicklung proaktiv zu gestalten.
- Der Wert von vielfältigen Fähigkeiten: In einer sich schnell verändernden Welt ist es wichtig, anpassungsfähig zu sein und über eine Reihe von Fähigkeiten zu verfügen, die man in verschiedenen Situationen einsetzen kann. Ein Career Cushioning kann helfen, flexibler und widerstandsfähiger zu sein.
Sollten Sie sich über Career Cushioning von Mitarbeiter:innen Sorgen machen?
Die große Frage ist natürlich, wie sich Career Cushioning auf Sie als Arbeitgeber oder Manager:in auswirken kann. Oft ist es nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Aber das Career Cushioning kann auch negative Auswirkungen auf Ihr Unternehmen haben.
Beginnen wir mit drei möglichen Vorteilen von Career Cushioning:
- Zufriedenere Mitarbeiter:innen: Wirtschaftliche Ungewissheit und die Gefahr von Entlassungen können die mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeiter:innen beeinträchtigen. Viele Mitarbeiter:innen sind gestresst oder ängstlich oder sie überarbeiten sich, um ihrem Arbeitgeber ihren Wert zu beweisen. Ein Notfallplan kann dazu beitragen, ihre Sorgen zu zerstreuen und dazu führen, dass sie tatsächlich glücklicher sind und sich besser auf ihre Arbeit konzentrieren können.
- Erweitertes Kompetenzspektrum: Mitarbeiter:innen, die sich weiterbilden, lernen neue Fähigkeiten und sammeln mehr Erfahrung. Ihr neu erworbenes Wissen können sie wiederum in ihrer Arbeit einsetzen und werden dadurch wertvoller für Ihr Unternehmen.
- Bessere Mitarbeiterbindung und Leistung: Mitarbeiter:innen, die über ein Career Cushioning verfügen, sind möglicherweise weniger geneigt, ihren derzeitigen Arbeitsplatz für eine neue Chance zu verlassen.
Sobald sie anfangen, nach Alternativen zu suchen, wird ihnen vielleicht wieder bewusst, warum sie sich ursprünglich für ihre derzeitige Stelle entschieden haben. Dadurch können sie erneut motiviert werden, ihre Position zu behalten, was zu einer
höheren Mitarbeiterbindung und Leistung führt.
Es gibt jedoch einige Situationen, in denen Career Cushioning für einen Arbeitgeber negative Folgen haben kann. Werfen wir einen Blick auf die möglichen Nachteile von Career Cushioning:
- Höhere Mitarbeiterfluktuation: Wenn ein:e Mitarbeiter:in damit beginnt, einen Notfallplan zu erstellen, indem er oder sie sich nach anderen Stellen umsieht, findet die Person möglicherweise anderswo eine bessere Gelegenheit. Das kann zu einer höheren Mitarbeiterfluktuation in Ihrem Unternehmen führen.
- Abnehmende Leistung: Wenn sich ein:e Mitarbeiter:in auf den Aufbau eines „Career Cushioning“-Plans konzentriert, könnte er oder sie sich nicht mehr auf die aktuelle Tätigkeit konzentrieren. Das könnte sich negativ auf die Leistung oder die Motivation auswirken.
- Veränderungen in der beruflichen Laufbahn: Wenn Mitarbeiter:innen beschließen, sich eine neue Qualifikation anzueignen, stellen sie vielleicht fest, dass sie lieber eine Karriere in diesem neuen Bereich anstreben würden. Das könnte bedeuten, dass Ihr Unternehmen nicht mehr der richtige Arbeitgeber für sie ist.
Müssen Sie aktiv werden?
Auch wenn Career Cushioning gerade als neuester Trend am Arbeitsplatz in aller Munde ist, heißt das nicht, dass es etwas Neues (oder Schlechtes) ist.
Die Realität ist, dass sich Mitarbeiter:innen selten vorstellen können, für den Rest ihres Arbeitslebens bei einem Unternehmen zu arbeiten. Jobwechsel sind normal und werden vorkommen, ganz gleich, wie großartig Ihr Unternehmen auch sein mag.
Nichtsdestotrotz finden Sie hier drei wichtige Tipps, die Sie beachten sollten, wenn Sie sich Gedanken über das Career Cushioning machen:
- Sprechen Sie regelmäßig mit Ihren Mitarbeiter:innen über ihre Karrierewege und ihr Vorankommen. Welche Richtung wollen sie einschlagen und kann Ihr Unternehmen ihnen das bieten? Geben Sie Ihren Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und fortzubilden und gleichzeitig in Ihrem Unternehmen zu bleiben.
- Stellen Sie sicher, dass Sie ein starkes Wertversprechen für Ihre Mitarbeiter:innen haben. Zeigen Sie den Mitarbeiter:innen, warum Ihr Unternehmen ein großartiger Arbeitsplatz ist und warum sie Ihr Unternehmen einem anderen vorziehen sollten. Lesen Sie unseren Artikel über die Entwicklung einer Employee Value Proposition, um mehr darüber zu erfahren.
- Führen Sie Gespräche mit Ihren Mitarbeiter:innen, um herauszufinden, was ihnen an Ihrem Unternehmen gefällt und was nicht, aber ebenso, welche Sorgen sie in Bezug auf ihren Job haben könnten. Möglicherweise machen sie sich umsonst Sorgen, und darüber zu sprechen, kann den Stress bereits lindern. Lesen Sie in unserem Artikel, wie Sie Stress am Arbeitsplatz mindern können.