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Glossar: HR- & Recruiting-Definitionen

Was ist Downshifting?


Definition

Als Downshifting bezeichnet man einen freiwilligen, strategischen Karriereschritt, der sich vom beruflichen Aufstieg sowie dem damit verbundenen Prestige distanziert und durch die Verringerung der Arbeitslast und der Arbeitszeit die Work-Life-Balance verbessert. Dabei wird eine Kürzung des Gehalts bewusst in Kauf genommen.

Downshifting kann eine bessere Alternative zur Kündigung sein und gewinnt sowohl bei Fach- als auch bei Führungskräften aller Altersklassen stetig an Beliebtheit.

Warum entscheiden sich Angestellte fürs Downshifting?

Die Gründe, aus denen sich Angestellte für Downshifting als Karriereschritt entscheiden, sind unterschiedlich und altersunabhängig. Drei Gründe hört man jedoch besonders oft: 

Downshifting als Vorruhestand

Viele ältere Beschäftigte nutzen diese Möglichkeit beispielsweise als eine Art Vorruhestand. Ältere Downshifter wandeln ihre Vollzeit- meist deshalb in eine Teilzeitstelle um, weil sich ihre Werte geändert haben. 

Ihr Ziel, die Karriereleiter heraufzuklettern, wie es in jungen Jahren der Fall ist, liegt hinter ihnen. Sie möchten sich stattdessen vielleicht lieber stärker ihren Familien und Enkelkindern, ihren Hobbys oder ihrer Gesundheit widmen, ohne dabei ihr regelmäßiges Einkommen aufgeben zu müssen.

Wurde früher noch eine abschlagsfreie Rente ab 65 Jahren garantiert, ist das heute höchstens noch ein schöner Traum für die künftigen Ruheständler. Besonders die Generationen X, Y und Z müssen möglicherweise ohne solche auskommen, was die Beliebtheit des Downshiftings als Vorruhestand in Zukunft stark wachsen lassen dürfte.

Downshifting als Notbremse (bei Überarbeitung und Burnout)

Doch auch junge Angestellte entscheiden sich mit steigender Häufigkeit dafür, einen Gang (oder auch ein paar mehr) im Beruf herunterzuschalten. 

Häufig handelt es sich bei den jüngeren Downshiftern um Fach- und Führungskräfte, die mit ihrer beruflichen Situation unzufrieden und/oder gestresst, möglicherweise auch überarbeitet sind oder gar kurz vor einem Burnout stehen. Denn je höher die Position auf der Karriereleiter, desto stärker lasten meist auch Druck und Stress auf den Schultern der Betroffenen.

Der Schritt des Downshiftings wird dann genutzt, um eine nicht länger tragbare berufliche Situation wieder erträglich zu machen, gesundheitliche Risiken zu minimieren, die Gesundheit zu verbessern und gestärkt aus einer solchen Krise hervorzugehen, ohne zwangsläufig den Arbeitgeber wechseln zu müssen.

Downshifting als familienfreundliche Lösung

Ebenso ist die Familienplanung bei jüngeren Beschäftigten ein häufiger Grund und ein gutes Argument fürs Downshifting, da es Familie und Beruf besser vereinbar macht. Schließlich ist auch das Managen einer Familie ein harter Job, der hervorragendes Zeitmanagement und gute Budgetverwaltungsfähigkeiten verlangt. Den Job aufzugeben und auf das Einkommen zu verzichten, ist heutzutage jedoch keine Option.

Durch die Doppelbelastung mit Job und Kind geraten aber besonders Eltern schnell an ihre Grenzen. Die Verringerung der Arbeitszeit ermöglicht es jungen Downshiftern, ihre Familienpläne deutlich besser zu handhaben.

Vorteile des Downshiftings

Beim Downshifting können sowohl die Arbeitsstunden als auch die Arbeitstage pro Woche reduziert werden. Insgesamt bietet dieser Schritt sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer attraktive Vorteile:

Vorteile für Arbeitgeber

Stärkere Mitarbeiterbindung

Zeigen Unternehmen Empathie und Verständnis für die Situation ihrer Arbeitnehmer und den Willen, diese durch Downshifting zu unterstützen, drückt dies Wertschätzung aus. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Arbeitnehmer auch langfristig im Unternehmen bleibt – wo er sich geschätzt und anerkannt fühlt. So entstehen seltener Vakanzen, die kostenintensiv neu besetzt werden müssen (= geringere Personalfluktuation).

Höhere Produktivität

Zu viele Aufgaben sorgen dafür, dass Teammitglieder kein Ende mehr sehen, was häufig in Überarbeitung und Burnout resultiert. Wer hingegen Aufgaben und Verantwortlichkeiten abgibt, ist mit einer geringeren Arbeitslast konfrontiert und fühlt sich weniger erdrückt, kann freier agieren und sich seine Zeit besser einteilen – auch bei reduzierten Stunden. Damit steigt auch die Produktivität des Downshifters.

Vorbeugung längerer Ausfallzeiten

Wer unter chronischer Überarbeitung leidet und vielleicht schon im Burnout steckt, ist deutlich anfälliger für gesundheitliche Probleme und kann als Folge dessen für mehrere Monate oder gar Jahre ausfallen und die Neubesetzung einer Rolle notwendig machen. Downshifting als vorbeugende Maßnahme kann solche Langzeitausfälle verhindern und ist dabei eine deutlich günstigere Alternative als die Personalsuche.

Weniger Krankheitstage

Weniger Arbeit, bedeutet meist auch weniger Stress, bessere emotionale Stabilität und insgesamt höhere Zufriedenheit. Das zahlt sich auch auf die Gesundheit aus, weshalb Downshifter in der Regel seltener krank sind.

Vorteile für Arbeitnehmer

Bessere Gesundheit

Wie oben erwähnt, ist Downshifting häufig eine Art Notbremse, um schwerwiegende gesundheitliche Folgen abzuwenden. Schon allein die Reduzierung der Last trägt zur Wiederherstellung der Gesundheit bei. Viele Downshifter nutzen die gewonnene Zeit zudem, um sich eine insgesamt gesündere Lebensweise anzueignen und solche Situationen künftig zu vermeiden.

Bessere Work-Life-Balance

Wird die tägliche Arbeitszeit (Work) durch Downshifting zum Beispiel von acht auf sechs Stunden verkürzt, gewinnt das betroffene Teammitglied wertvolle Lebenszeit (Life) zurück. Das Plus an Entspannungsphasen am Tag sorgt für ein besseres Gleichgewicht (Balance) zwischen Arbeit und Freizeit.

Mehr Zufriedenheit durch höhere Lebensqualität

Oft kommen Familie, Freunde und Hobbys aufgrund des Berufs zu kurz – oder gar ganz auf der Strecke. Dieser Mangel an Quality-Time frustriert und mindert die Lebensqualität. Wer mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens und für die Selbstpflege hat, steigert seine Lebensqualität und lebt insgesamt zufriedener.

Einkommen bleibt erhalten

Zwar nicht das volle Einkommen, doch der Arbeitnehmer hat – anders als beim Aufgeben des Jobs – zumindest eine Wahl, auf wie viel Entgelt er verzichten kann bzw. will. Wird in puncto Gehalt ein faires Äquivalent ausgehandelt, kann der Downshifter seinen Lebensunterhalt ohne allzu große Einschränkungen erfolgreich bestreiten, ohne von Armut bedroht zu sein, was für mehr Stress sorgen würde.

Alternativen zum Downshifting

Downshifting zielt also grundsätzlich auf die Verbesserung der Work-Life-Balance ab. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, die einen ähnlichen Effekt erzielen, aber einen Arbeitgeberwechsel und die Reduzierung der Stunden und des Einkommens unnötig machen:

  • Remote-Arbeit und Homeoffice: Sich den Arbeitsweg zu sparen, schenkt Mitarbeitern wertvolle Lebenszeit zurück. Besonders für Pendler, die oft unter den langen Fahrtwegen (> 40 Minuten/25 km einfacher Fahrtweg) leiden, ist dies oft eine wirksamere Variante.
  • Flexible Arbeitszeiten und Gleitzeit: Auch die Möglichkeit, Arbeitszeiten selbst einzuteilen, kann die Work-Life-Balance der Beschäftigten deutlich verbessern. So bleibt trotzdem noch Zeit für Arztbesuche, Kinder abholen, etc.
  • Interne Versetzung: Möglicherweise passen die Downshifting-Pläne ja auch zu einer ähnlich gelagerten, vakanten Position im Unternehmen, die weniger Verantwortung und Stress beinhaltet und mit den Personalentwicklungsplänen beider Parteien übereinstimmt?

Nicht immer lässt sich das Problem jedoch mithilfe dieser Alternativen lösen. Ob diese infrage kommen, muss immer im Einzelfall entschieden werden. Auch sind diese Alternativ-Vorschläge mit Vorsicht einzubringen, da diese Mitarbeitern schnell eine ablehnende Reaktion suggerieren.

Mögliche Stolpersteine für Arbeitnehmer

Wer A sagt, muss auch B sagen. Und tatsächlich birgt das Konzept des Downshiftings auch den einen oder anderen potenziellen Stolperstein für Arbeitnehmer, weshalb ein solcher Schritt wirklich gut durchdacht sein sollte. 

Unabhängig davon, ob über Alternativen gesprochen wird oder nicht: Bei der Suche nach einer gemeinsamen Lösung sollten Unternehmen ihrem Arbeitnehmer beratend zur Seite stehen. Dazu gehört auch, sie über diese potenziellen Stolpersteine zu informieren:

  • Zurückrudern nicht möglich: Downshifter sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Abgabe von Verantwortlichkeiten im Unternehmen meist ein endgültiger Schritt ist. Diente das Downshifting etwa der Burnoutprävention, erhält der Angestellte das alte Tätigkeitsfeld selten so zurück, wie es früher war, wenn er später doch wieder Vollzeit arbeiten möchte.
  • Verschlechterung des Lebensstandards: Die Kürzung des Gehalts kann die Lebensqualität auch negativ beeinflussen, wenn sie mit einer Verschlechterung des Lebensstandards einhergeht. Downshifting sollte daher vorab sorgfältig kalkuliert werden. Besonders im Hinblick auf diesen Aspekt kann es sich lohnen, auf die obigen Alternativen hinzuweisen.
  • Mangelndes Verständnis künftiger Arbeitgeber: Sollte sich der Downshifter zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, das Unternehmen zu verlassen, kann es schwierig sein, anderen Arbeitgebern das Downshifting im CV zu erklären.

Wichtig ist, dass Unternehmen gegenüber potenziellen Downshiftern den Wunsch, ihn im Unternehmen zu halten, und ihr Wohlwollen in den Vordergrund stellen und lösungsorientiert agieren. Denn Arbeitnehmer könnten diese Punkte als Druckmittel gegen Downshifting missverstehen.

Downshifting als Benefit?

Eine weitere attraktive Möglichkeit kann es sein, Downshifting proaktiv als Mitarbeiter-Benefit anzubieten. Mitarbeiter-Benefits, die die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf fördern, z. B. Sabbaticals, Vaterschaftsurlaub, unbegrenzter Urlaub, etc., sind bei Beschäftigten grundsätzlich sehr gefragt. 

Und da inzwischen bekannt ist, dass sich das menschliche Gehirn maximal 4-6 Stunden am Tag konzentrieren kann, fordern Arbeitnehmer sogar verstärkt Lösungen wie den Sechs-Stunden-Arbeitstag oder die 4-Tage-Woche bei gleichem Gehalt.

Offenheit und Bereitschaft zur Gewährung einer solchen Leistung, ohne dass die Mitarbeiter selbst darum bitten müssen, kann sich sehr positiv auf das Image eines Unternehmens auswirken und nützlich sein, um sein Employer Branding zu stärken. 

Unternehmen, die die reduzierten Stunden oder die 4-Tage-Arbeitswochen bereits als unternehmensweites Arbeitszeitmodell anbieten (dazu zählen sowohl Start-ups wie Shopify als auch Konzerne wie Microsoft), erfreuen sich großer Beliebtheit und gewinnen außerdem starke Vorteile in Bezug auf ihre Talent Acquisition.

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