Boomerang-Mitarbeiter:innen sind Arbeitnehmer:innen, die Ihr Unternehmen verlassen haben, sich aber nach einer gewissen Zeit (Monate oder auch Jahre später) entschließen, wieder für Ihr Unternehmen zu arbeiten. Die Frage ist: Sollten Sie diese Boomerang-Mitarbeiter wieder einstellen?
Derzeit scheint es schwieriger denn je zu sein, gute Talente zu gewinnen. Die Kombination aus der weltweiten COVID-19-Pandemie und dem demografischen Wandel einiger Länder hat zu großen Verschiebungen in der Recruitinglandschaft geführt.
In den Vereinigten Staaten hat das, was als „
Great Resignation“ bezeichnet wird, zu einer
Rekordzahl von Kündigungen seitens der Arbeitnehmer:innen geführt. Und selbst die Länder der Europäischen Union, die als weniger davon betroffen gelten, haben mit einer
stetig wachsenden Zahl unbesetzter Stellen zu kämpfen.
Kein Wunder also, dass Boomerang-Mitarbeiter:innen die ideale Lösung für Recruiter zu sein scheinen. Schließlich müssen diese Talente nicht mehr mühsam angeworben und erobert werden. Doch ist die Einstellung von Boomerang-Mitarbeiter:innen immer vorteilhaft oder gibt es auch Schattenseiten?
Im Folgenden erfahren Sie mehr über
die Vor- und Nachteile der Wiedereinstellung von Mitarbeiter:innen. Außerdem finden Sie hier eine Liste von Kriterien, die Sie beachten sollten, wenn Sie sich für eine Wiedereinstellung entscheiden, sowie Fragen für Vorstellungsgespräche, die speziell auf Boomerang-Mitarbeiter zugeschnitten sind.
Wie und warum werden Mitarbeiter zum Bumerang?
Boomerang-Mitarbeiter:innen sind ehemalige Arbeitnehmer:innen, die, ähnlich einem Bumerang, zu Ihrem Unternehmen zurückkommen. Sie haben sich in der Vergangenheit entschieden, Ihr Unternehmen zu verlassen, aber jetzt, Monate oder vielleicht Jahre später, wollen sie wieder zu Ihnen zurückkehren.
Einige Mitarbeiter:innen verlassen das Unternehmen, um eine andere berufliche Laufbahn einzuschlagen (die Sie zu diesem Zeitpunkt nicht anbieten können). Andere müssen einfach eine Auszeit nehmen, vielleicht um die Welt zu erkunden oder mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.
Eine genauere Definition und mehr über die Gründe, warum Mitarbeiter:innen zum Bumerang werden, finden Sie in unserem Glossar-Artikel:
Was ist ein:e Bumerang-Mitarbeiter:in?
Was auch immer der Grund sein mag: Wichtig ist, dass der oder die Mitarbeiter:in sich entschließt, wieder für Sie zu arbeiten. Und das ist doch eine gute Nachricht! Oder?
Das Für und Wider der Einstellung von Boomerang-Mitarbeiter:innen
Eine gewisse
Mitarbeiterfluktuation ist normal. Manchmal trennen sich die Wege von Mitarbeiter:innen und Unternehmen einfach. Solange beide Parteien sich nichts übel nehmen, gibt es keinen Grund, warum sich ihre Wege später nicht wieder kreuzen sollten.
Aber ist es für Unternehmen von Vorteil, ehemalige Mitarbeiter:innen erneut einzustellen?
Vorteile von Boomerang-Mitarbeiter:innen
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Vorteile der Wiedereinstellung von Boomerang-Mitarbeiter:innen.
- Sie wissen, was Sie erwarten können
Die Person hat bereits in Ihrem Unternehmen gearbeitet, sodass Sie bereits wissen, wie gut sie
in Ihr Team passen (bzw. dieses
bereichern) wird.
Und je weniger Zeit zwischen der Kündigung und der Wiedereinstellung vergeht, desto eindrücklicher ist Ihr Bild der Person und der Art, wie sie in Ihrem Unternehmen arbeiten wird.
Das erleichtert nicht nur die Entscheidung über die Einstellung, sondern kann auch dazu beitragen, Ihre
Einstellungskosten zu senken.
- Geringere Einstellungskosten
In vielen Fällen bleiben Boomerang-Mitarbeiter:innen und Unternehmen aktiv in Kontakt und/oder haben sich über LinkedIn verbunden.
Sobald das Unternehmen eine passende Stelle zu besetzen hat und der oder die Mitarbeiter:in über eine Rückkehr nachdenkt, genügt bereits eine Nachricht, um den Kontakt wieder aufleben zu lassen. Das allein kann die Ausgaben für die
Kandidatensuche und Talentgewinnung schon erheblich senken.
Das gilt übrigens auch für die nächsten Schritte im
Einstellungsprozess: So kann beispielsweise der
Interviewprozess in der Regel verkürzt werden, da
Telefonscreening und Co. gar nicht erst erforderlich sind.
Und ist die Einstellung erfolgt, benötigen Boomerang-Mitarbeiter:innen meist auch einen kürzeren
Onboarding-Prozess, da sie das Unternehmen bereits kennen.
Gerade jetzt, wo die „Great Resignation“ noch im Gange ist und der verfügbare
Talentpool täglich zu schrumpfen scheint, können Boomerang-Mitarbeiter:innen für Ihr Unternehmen äußerst wertvoll sein.
- Boomerang-Mitarbeiter:innen wissen, was sie erwartet
Immerhin haben sie bereits für Sie gearbeitet und wissen, wie Ihre
Unternehmenskultur aussieht (und ob sie ihnen zusagt). Dasselbe gilt für Ihre internen Prozesse, die verwendeten Tools und Ihre Arbeitsabläufe.
Sie wissen also, worauf sie sich einlassen, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach einem Monat wieder kündigen, viel geringer ist, als es bei gänzlich neuen Mitarbeiter:innen der Fall wäre.
- Kann das Employer Branding und die Mitarbeiterbindung fördern
Indem ehemalige Mitarbeiter:innen zu Ihrem Unternehmen zurückkehren, erkennen sie an, dass Sie als Unternehmen etwas richtig gemacht haben. Andernfalls würden sie nicht wieder für Sie arbeiten wollen.
Andere Mitarbeiter:innen (vor allem diejenigen, die neu in Ihrem Unternehmen sind) können das als Vertrauensbeweis werten.
Dadurch können sowohl Ihr
Employer Branding als auch Ihre
Mitarbeiterbindung einen willkommenen Aufwind erfahren.
Nachteile von Boomerang-Mitarbeiter:innen
Leider gibt es auch Nachteile bei der Wiedereinstellung von Mitarbeiter:innen. Hier sind die wichtigsten Gründe, warum Sie die Wiedereinstellung eines Mitarbeiters möglicherweise noch einmal überdenken sollten.
- Sie sind nicht ohne Grund gegangen
Selbst wenn sich Arbeitnehmer:innen und Unternehmen im Guten getrennt haben, können auf beiden Seiten noch immer gewisse Vorbehalte oder negative Gefühle zurückbleiben. Und es besteht die Möglichkeit, dass der ursprüngliche Grund für die Kündigung wieder hochkommt.
Vielleicht können Sie immer noch nicht genau den Karriereweg anbieten, den der oder die Betreffende anstrebt. Oder vielleicht haben Sie bestimmte Prozesse, die zu ihrer Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen, beigetragen haben, immer noch nicht geändert.
Kurzum: Sie sind nicht ohne Grund gegangen. Warum sollte es dieses Mal anders sein?
- Beide Seiten haben sich verändert
Sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer:innen sind nicht starr. Das Unternehmen ist (hoffentlich) in der Zwischenzeit gewachsen und die Prozesse haben sich möglicherweise geändert. Auch der oder die Arbeitnehmer:in ist vielleicht reifer geworden oder hat sich an andere Arbeitsweisen gewöhnt.
Oft erwarten Boomerang-Mitarbeiter:innen (und die Arbeitgeber, die sie wieder einstellen) jedoch, dass alles so wird, wie es einmal war. Doch das ist meist nicht der Fall.
Das kann aber dazu führen, dass die Erwartungen nicht erfüllt werden oder sich beide Seiten gegen diese Veränderungen sperren.
- Den aktuellen Mitarbeiter:innen könnte es missfallen
Vielleicht mochten einige der aktuellen Mitarbeiter:innen das ausgeschiedene Teammitglied (oder die Arbeit mit diesem) nicht.
Oder vielleicht wird ein:e Boomerang-Mitarbeiter:in für eine Position wiedereingestellt, auf die eine:r der jetzigen Mitarbeiter:innen selbst ein Auge geworfen hatte.
In vielen Fällen kann die gesellschaftliche Stellung einer Person, die einerseits neu in einem Team ist und andererseits bereits Erfahrung in diesem Team hat, eine Herausforderung darstellen.
- Vertragsverhandlungen können schwierig sein
Das sind sie zwar fast immer, vor allem aber bei Boomerang-Mitarbeiter:innen. Das größte Problem ist die Entscheidung, ob der Neuzugang als neue:r Mitarbeiter:in behandelt werden soll oder nicht.
Werden sie erneut neue Probezeit absolvieren müssen? Wie verhält es sich mit Urlaubsansprüchen oder ähnlichen Regelungen, die sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit richten?
Wenn Sie Boomerang-Mitarbeiter:innen wieder bei Null anfangen lassen, könnte das zu Unmut führen, was bedeutet, dass Sie einen sehr schlechten Start haben.
Ausgeschiedene Mitarbeiter:innen wiedereinstellen
Vor der Entscheidung sollten Sie die Vor- und Nachteile von Boomerang-Mitarbeiter:innen sorgfältig abwägen. Studien belegen, dass Boomerang-Mitarbeiter:innen
tendenziell besser arbeiten als neu eingestellte Mitarbeiter.
Doch die Forschung zu diesem Thema ist sicherlich noch nicht abgeschlossen und
nicht alle Studien kommen zu demselben Ergebnis.
Haben Sie beschlossen, eine:n ehemalige:n Mitarbeiter:in wiedereinzustellen? Dann sollten Sie die folgenden Punkte berücksichtigen:
- Überprüfen Sie sorgfältig, warum sie überhaupt gegangen sind. Gab es möglicherweise Anlass zur Verärgerung? Gab es etwas, was Ihnen an der Leistung dieses Mitarbeiters nicht gefallen hat (und warum)?
- Entscheiden Sie, wie Sie den Vertrag handhaben wollen, und kommunizieren Sie dies klar und offen. Schließlich will man nicht, dass der Mitarbeiter verärgert ist, weil er wieder mit einer Probezeit beginnen musste.
- Besprechen Sie sich mit Ihrem Team. Als Arbeitgeber sehen oder hören Sie nicht alles, was zwischen Ihren Teammitgliedern vor sich geht. Vergewissern Sie sich, dass es kein böses Blut oder ungelöste Konflikte gibt, bevor Sie ehemaligen Kolleg:innen wieder in das Team aufnehmen. Sie sollten sich auch vergewissern, dass niemand anderes auf die Stelle gehofft hat, die der oder die Boomerang-Mitarbeiter:in besetzen wird.
- Gehen Sie nicht davon aus, dass alles „wie früher“ sein wird. Überlegen Sie, wie sich Ihr Unternehmen seit dem Ausscheiden des oder der Beschäftigten entwickelt und verändert hat, und teilen Sie ihm oder ihr dies deutlich mit. Genauso wichtig ist es, dass Sie beurteilen, inwiefern sich die Person selbst verändert hat. Es könnte sich herausstellen, dass Sie beide einfach nicht mehr zueinander passen. Stellen Sie sicher, dass Sie dies während des Interviewprozesses überprüfen.
Interviewfragen für Boomerang-Mitarbeiter:innen
Wie bereits erwähnt, wird der Interviewprozess bei der Einstellung von Bumerang-Mitarbeitern etwas anders ablaufen. Sie müssen sich nicht erst kennenlernen, und das anfängliche
Screening kann wahrscheinlich ganz übersprungen werden.
Es gibt jedoch Interviewfragen, die Sie potenziellen Boomerang-Mitarbeiter:innen zusätzlich stellen sollten. Es handelt sich dabei um Fragen, die auf die Situation der Boomerang-Mitarbeiter:innen zugeschnitten sind und mögliche Probleme bei der Wiedereinstellung aufzeigen sollen.
Beispielfragen fürs Bewerbungsgespräch mit Boomerang-Mitarbeiter:innen:
- Warum möchten Sie wieder mit uns zusammenarbeiten?
- Wie sah Ihr beruflicher Werdegang aus, seit Sie das Unternehmen verlassen haben?
- Welche neuen Fähigkeiten oder Arbeitsmethoden haben Sie sich angeeignet, seit Sie unser Unternehmen verlassen haben?
- Was vermissen Sie am meisten an der Zusammenarbeit mit uns?
- Warum denken Sie, dass jetzt ein guter Zeitpunkt für Ihre Rückkehr ist?
- Unser Unternehmen ist nicht untätig geblieben und es hat sich einiges verändert. Nennen Sie drei Dinge, von denen Sie hoffen, dass sie gleich geblieben sind, seit Sie das Unternehmen verlassen haben.
- Warum haben Sie unser Unternehmen verlassen und wie wahrscheinlich ist es, dass Sie uns aus demselben Grund erneut verlassen werden?
Sie benötigen weitere Inspiration für allgemeine und berufsspezifische Fragen, die Sie Ihren Boomerang-Bewerber:innen stellen können? Dann werfen Sie einen Blick auf unsere
Interviewfragen-Vorlagen!