Glossar: HR- & Recruiting-Definitionen
Blind Hiring oder Blind Recruiting (zu Deutsch: „blindes Einstellen“), bezeichnet die Bekämpfung von Voreingenommenheit im Einstellungsprozess, indem bestimmte Informationen über Bewerber:innen verborgen werden. Dazu können der Name, das Alter und das Geschlecht der Bewerber:innen gehören.
Blind Hiring, auch Blind Recruiting genannt, bedeutet, dass ein Personalverantwortlicher oder ein Personalvermittler Maßnahmen ergreift, um Informationen über die Bewerber:innen auszublenden, um eine mögliche Voreingenommenheit zu vermeiden.
Beim Blind Hiring werden folglich alle persönlichen Details, die für die Qualifikation der Bewerber:innen für eine Stelle nicht relevant sind, die aber die Einstellungsentscheidung (unbewusst) beeinflussen könnten, aus dem Prozess herausgenommen.
Das Ziel dieser Vorgehensweise ist es, ein faireres Bewerbungsverfahren zu schaffen, bei dem die Bewerber:innen auf der Grundlage ihrer Fähigkeiten und ihrer relevanten Erfahrung und nicht auf der Grundlage von nicht irrelevanten Merkmalen ausgewählt werden.
Die Durchführung eines Blind-Hiring-Verfahrens ist in der Regel Teil der umfassenderen Diversity-Recruiting-Strategie eines Unternehmens.
Bei der Durchführung eines Blind-Hiring-Verfahrens müssen bestimmte Schritte unternommen werden, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Einstellungsentscheidungen von möglichen Vorurteilen gelenkt werden. Die folgenden Schritte sind in der Regel Bestandteil eines Blind-Hiring-Prozesses.
Es gilt zu beachten, dass diesen Schritten andere Methoden zur Förderung von Vielfalt, Chancengleichheit und Integration (engl: Diversity, Equity, Integration) vorausgehen müssen, dazu zählen zum Beispiel:
Wie bei den meisten organisatorischen Prozessen ist es wichtig, sich zunächst ein klares Ziel zu setzen. Die Frage, warum ein Blind-Hiring-Prozess eingeführt werden und was damit erreicht werden soll, kann hierbei hilfreich sein. Auf diese Weise kann besser nachverfolgt werden, ob die Bemühungen tatsächlich die gewünschten Ergebnisse erzielen.
Das Blind-Hiring-Ziel könnte z. B. darin bestehen, den zahlenmäßigen Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Mitgliedern des Technologie-Teams innerhalb von sechs Monaten um 10 % zu verringern.
Als Nächstes sollte festgelegt werden, welche Informationen für den Einstellungsprozess relevant sind (und welche nicht).
Dies beginnt häufig mit der Anonymisierung der Lebensläufe der Bewerber:innen und dem Herausfiltern von Daten, die eindeutig nicht relevant sind. In den meisten Fällen ist jede Art von demografischen Daten irrelevant für die Feststellung der Eignung von Bewerber:innen für die Stelle.
Hier einige gängige Faktoren, die aus dem Einstellungsprozess entfernt werden sollten:
Abgesehen davon, dass diese Informationen verborgen werden, sollte auch überlegt werden, welche Fähigkeiten für die Stelle wirklich wichtig sind und welche nicht. Dies wird höchstwahrscheinlich eine Mischung aus Soft Skills als auch Hard Skills beinhalten.
Wer mehr über die kompetenzbasierte Einstellung im Vergleich zur rollenspezifischen Einstellung erfahren möchte, dem empfehlen wir unseren Blog-Artikel über kompetenzorientiertes vs rollenspezifisches Recruiting.
Es gibt mehrere Methoden, mit denen all diese Informationen herausgefiltert werden können, darunter auch kostenpflichtige Tools wie z. B. Blendoor.
Alternativ kann dieses Problem jedoch auch manuell und intern gelöst werden. Einige Beispiele hierfür könnten so aussehen:
Dabei ist zu beachten, dass diese Vorauswahl niemals eine Überprüfung auf LinkedIn oder anderen sozialen Medien beinhalten sollte. Dies macht Recruiter nicht nur viel anfälliger für Voreingenommenheit, sondern kann in einigen Fällen sogar gegen Datenschutzbestimmungen (wie die DSGVO) verstoßen.
Je länger der Einstellungsprozess blind und anonym bleibt, desto stärker wird die unbewusste Beeinflussung von Entscheidungen reduziert.
Aus diesem Grund haben einige Unternehmen Blindinterviews als Teil ihres Interviewprozesses eingeführt. Dies kann auch in Form einer Zusendung von Interviewfragen geschehen, anstatt ein persönliches Gespräch zu vereinbaren.
Eine andere Methode besteht darin, zunächst ein Telefoninterview zu führen, obwohl die Stimme einer Person bereits einen bestimmten Hintergrund andeuten kann.
Diese Methoden können als zusätzlicher Schutzmechanismus gegen Diskriminierung im Interviewprozess dienen, aber sie können diesen Prozess wahrscheinlich nicht ersetzen.
Das heißt, dass ein persönliches Gespräch mit einem potenziellen Bewerber:innen früher oder später geführt werden muss, um ihn kennenzulernen. Doch die Einführung eines Blindinterviews kann dazu beitragen, potenzielle Vorurteile in einem früheren Stadium des Prozesses abzubauen.
Zu guter Letzt sollten die Bemühungen um die Einstellung diverser Mitarbeitender und die Erreichung der Ziele stetig überwacht werden:
Darüber hinaus sollten die Bemühungen auch außerhalb des Einstellungsprozesses weiter intensiviert werden. Letztlich sollte das Blind-Hiring-Verfahren Teil eines ganzheitlichen Diversity-Recruiting-Prozesses innerhalb eines Unternehmen werden.
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